RestruktRL: Umsetzung finalisiert / Restructuring Directive: implementation in Germany finalised

Der Bundestag hat am 17. Dezember 2020 zwei Gesetze zur Umsetzung der RestruktRL in Deutschland verabschiedet: Das SanInsFoG (Gesetz zur Fortentwicklung des Sanierungs- und Insolvenzrechts [Sanierungs- und Insolvenzrechtsfortentwicklungsgesetz]) und das Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Anpassung pandemiebedingter Vorschriften

im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins- und Stiftungsrecht

sowie im Miet- und Pachtrecht. Am 18. Dezember 2020 hat auch der Bundesrat beiden Gesetzen zugestimmt (BR-Drs. 761/20, BR-Drs. 762/20).

 

Herzstück des SanInsFoG, das bereits am 1. Januar 2021 in Kraft treten wird, ist das StaRUG – ein neues „Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz“, mit dem die Vorgaben des Titels II der RestruktRL zu präventiven Restrukturierungsrahmen umgesetzt werden. Hier sind im Rechtsausschuss (Beschlussempfehlung: BT-Drs. 19/25303; Bericht: BT-Drs. 19/25353) gegenüber dem Regierungsentwurf (BT-Drs. 19/24181) noch einige signifikante Änderungen erfolgt. Insbesondere wurden erfreulicherweise die äußerst problematischen Regelungen zu den Pflichten und der Haftung der Geschäftsleiter im Vorfeld der Insolvenz (§§ 2, 3 StaRUG-RegE, dazu bereits ECCL-Blog v. 16. Oktober 2020) gestrichen. Komplett gestrichen wurden ferner auch die äußerst umstrittenen Regelungen zur Vertragsbeendigung (§§ 51-55 StaRUG-RegE). Im „Restrukturierungsbaukasten“ des StaRUG finden sich damit als Restrukturierungsinstrumente nur noch die gerichtliche Planabstimmung, die Vorprüfung, die Stabilisierung und die Planbestätigung. Im Hinblick auf den cross-class cram-down gab es hingegen nur noch kleinere Anpassungen; es bleibt beim Grundkonzept einer absolute priority rule mit Ausnahmen (§§ 28-30 StaRUG).

 

Durch das Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldverfahrens wird die Dauer des Restschuldbefreiungsverfahrens für alle ab dem 1. Oktober 2020 beantragten Verfahren im Einklang mit Art. 21 Abs. 1 RestruktRL von derzeit sechs auf drei Jahren verkürzt.

 

Nun darf man gespannt sein, ob das StaRUG im Wettbewerb der Restrukturierungsrechte tatsächlich zum „Star“ avancieren wird oder ob es weiterhin zu einem „Restrukturierungstourismus“ in andere Mitgliedstaaten kommen wird (z.B. in die Niederlande, wo das durch das WHOA geschaffene neue „Dutch scheme“ ebenfalls ab dem 1. Januar 2021 zur Verfügung stehen wird).

 

 

 

 

 

 

 

 

Prof. Dr. Jessica Schmidt, LL.M.

 


Update (31.12.2020): 
Am 29.12.2020 wurde das SanInsFoG im Bundesgesetzblatt veröffentlicht: 
BGBl. I 2020, 3256

Am 30.12.2020 wurde das Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldverfahrens im Bundesgesetzblatt veröffentlicht: BGBl. I 2020, 3328

 

 

Prof. Dr. Jessica Schmidt, LL.M.

On 17 December 2020, the German Bundestag passed two laws to implement the Restructuring Directive in Germany: The SanInsFoG (Gesetz zur Fortentwicklung des Sanierungs- und Insolvenzrechts [Sanierungs- und Insolvenzrechtsfortentwicklungsgesetz] / law for the further development of restructuring and insolvency law) and the Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Anpassung pandemiebedingter Vorschriften

im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins- und Stiftungsrecht

sowie im Miet- und Pachtrecht

 (law for the further shortening of the debt discharge procedure and adjustment of pandemic-related rules in company, cooperative, association and foundation law as well as tenancy law ). On 18 December 2020, the Bundesrat also approved both laws (BR-Drs. 761/20BR-Drs. 762/20).

 

The centrepiece of the SanInsFoG, which will come into force on 1 January 2021, is the StaRUGa new “Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz“ (“Company Stabilisation and Restructuring Act”) which will implement the provisions of title II of the Restructuring Directive on preventive restructuring frameworks. The Legal Affairs Committee (resolution recommendation: BT-Drs. 19/25303; report: BT-Drs. 19/25353) made some significant changes to the government draft (BT-Drs. 19/24181). In particular, the extremely problematic rules on directors’ duties and liability in the run-up to insolvency (§§ 2, 3 StaRUG government draft, see on them already ECCL-Blog of 16 October 2020) have been deleted. Moreover, the very controversial rules on contract termination (§§ 51-55 StaRUG government draft) were also completely deleted. Hence, the “restructuring tool kit” of the StaRUG now only encompasses adoption of the plan in a judicial proceeding, preliminary review, stabilisation and plan confirmation as restructuring tools. By contrast, with respect to the cross-class cram-down, there were on minor adjustments; the basic concept of an absolute priority rule with exceptions was retained (§§ 28-30 StaRUG).

 

The Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens (law for the further shortening of the debt discharge procedure) will shorten the duration of the debt discharge procedure for all insolvency proceedings opened from 1 October 2020 in accordance with art. 21(1) Restructuring Directive from currently six years to three years.

 

It will be interesting to see whether the StaRUG will actually turn out the be a “star” in the regulatory competition of restructuring laws or if there will continue to be “restructuring tourism” to other jurisdictions (e.g. to the Netherlands, where the new “Dutch scheme” created by the WHOA will also be available from 1 January 2021).

 

 

 

 


Update (29.12.2020): 
Am 29 December 2020, the SanInsFoG was published in the Federal Law Gazette:
BGBl. I 2020, 3256

On 30 December 2020, the Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens was published  in the Federal Law Gazette:

BGBl. I 2020, 3328