Mit Blick auf die für 2021 angekündigte Initiative zu nachhaltiger Unternehmensführung hat die Europäische Kommission am 26. Oktober 2020 eine öffentliche Konsultation zu möglichen Inhalten von EU-Maßnahmen in diesem Bereich gestartet.
Im Zentrum steht dabei eine ganz fundamentale Frage: die Definition des Gesellschaftsinteresses (shareholder value – enlightened shareholder value – stakeholder value). In der Konsultation wird u.a. gefragt, ob durch einen EU-Legislativakt geregelt werden sollte, dass die Mitglieder der Unternehmensleitung sich nicht allein auf die kurzfristigen Interessen der Aktionäre konzentrieren, sondern die Interessen aller Stakeholder abwägen sollen. Gefragt wird ferner insbesondere auch nach Möglichkeiten, um die Durchsetzung der Sorgfaltspflichten der Mitglieder der Unternehmensleitung zu verbessern.
Einen weiteren Schwerpunkt bilden die due diligence-Pflichten von Unternehmen, insbesondere die due diligence in der Lieferkette. Konkret geht es um die Frage, ob eine EU-Regelung geschaffen werden soll, die Unternehmen dazu verpflichtet, angemessene Prozesse einzurichten, um Menschenrechte, Gesundheits- und Umweltauswirkungen sowohl im eigenen Unternehmen als auch in der Lieferkette zu berücksichtigen und etwaige Verletzungen zu verhindern bzw. abzumildern. In Bezug auf die konkrete Ausgestaltung einer solchen Regelung werden verschiedene Optionen in Erwägung gezogen. Zudem wird nach Durchsetzungsmechanismen gefragt.
Schließlich adressiert die Konsultation noch verschiedene andere Elemente einer nachhaltigen Unternehmensführung, z.B. Verbesserung des Engagements der Stakeholder, Vergütung der Mitglieder der Unternehmensleitung, Verbesserung der Kompetenz der Mitglieder der Unternehmensleitung auf dem Gebiet der nachhaltigen Unternehmensführung sowie Aktienrückkaufprogramme.
Die Konsultation läuft bis zum 8. Februar 2021 (LINK). Angesichts der grundlegenden Bedeutung der angesprochenen Fragenkreise sollten alle Interessierten diese Möglichkeit, sich an der Diskussion um die Ausgestaltung einer möglichen EU-Regelung zu beteiligen, unbedingt nutzen!
Prof. Dr. Jessica Schmidt, LL.M. (Nottingham)
With a view to the initiative on sustainable corporate governance announced for 2021, the European Commission has launched a public consultation on 26 October 2020 on the possible content of EU measures in this area.
At the core is a very fundamental question: the definition of the company interest (shareholder value - enlightened shareholder value - stakeholder value). Among other things, the consultation asks
whether EU legislation should provide that corporate directors should, instead of focusing on the short-term financial interests of shareholders, balance the interests of all stakeholders. Moreover, the consultation asks in particular about ways of improving the enforcement of the directors’ duty of care.
Another key aspect are the due diligence duties of companies, in particular due diligence in the supply chain. The central question is whether companies should be required by EU legislation to implement adequate processes with a view to prevent, mitigate and account for human rights, health and environmental impacts, both in the company’s own operations and in the supply chain. With regard to the specific design of such legislation, different options are being considered. In addition, the consultation asks about enforcement mechanisms.
Finally, the consultation also addresses various other elements of sustainable corporate governance, e.g. improving stakeholder engagement, remuneration of directors, enhancing sustainability expertise in the board and share buybacks.
The consultation runs until 8 February 2021 (LINK). In view of the fundamental importance of the issues raised, all interested parties should make use of this opportunity to participate in the discussion on the design of possible EU legislation in this area!